Zeigt her eure Füße

Zeigt her eure Füße zeigt her eure Schuh.

Wir alle kennen dieses lustige Kinderlied. Schauen wir dann aber auf die Füße und Schuhe unserer Kinder, ist schnell Schluss mit lustig. 98 Prozent aller Neugeborenen kommen mit gesunden Füßen zur Welt, doch im Lauf der Jahre ändert sich das schnell. 60 Prozent aller Jugendlichen haben keine gesunden Füße. Der Hauptgrund falsches Schuhwerk, zu kleine und zu enge Schuhe. Es dauert ca. 16 Jahre bis die Füße sich voll entwickelt haben. In dieser Zeit wachsen Kinderfüße unterschiedlich schnell. In den ersten 4 Lebensjahren um durchschnittlich zwei Schuhgrößen pro Jahr. In der Folgezeit geht es etwas langsamer voran, etwa eine Größe im Jahr, bis das Wachstum mit 16 Jahren abgeschlossen ist.

Die 2-Monatskontrolle

Dabei kann es allerdings vorkommen, dass sich über einen längeren Zeitraum gar nichts regt und dann, bei einem Wachstumsschub die Füße gleich um mehrere Schuhgrößen in relativ kurzer Zeit wachsen. Meist gehen diese Wachstumsschübe mit der Pubertät einher. Bei den Mädchen liegt dieser Entwicklungsabschnitt zwischen dem 8 und 13 Lebensjahr, mit einer Wachstumsspitze um den 12. Geburtstag. Bei den Jungs liegt diese Phase etwas später, so ab 10 ½ bis zum 16 Jahr mit einem Gipfel um die 14 herum. In dieser Zeit sollten Sie bei ihren Kindern mindestens alle 2 Monate kontrollieren, ob die Schuhe noch richtig passen. Bei zu kleinen Kinderschuhen verkürzen sich Bänder, Muskeln und Sehnen. Ein Prozess der schleichend und schmerzlos verläuft. Das Ergebnis: Spreiz-, Knick-, Senkfuß, schiefe Zehen, Krallenzehen, Hallux Valgus um nur einige Krankheitsbilder zu nennen. Später führt das möglicherweise zu einem Beckenschiefstand, Wadenproblemen oder zu einem innenrotierenden Gangbild. Folgt daraus eine schlechte Köperhaltung kommen noch die psychischen Probleme hinzu. Eltern wünschen sich naturgemäß das Beste für ihre Kinder. Was ist also zu tun, um in dieser Entwicklungsphase deren Zukunft und Lebensqualität zu verbessern?

Passende Schuhe

Was so einfach klingt ist doch so schwer. Das wichtigste Fundament für gesunde Füße sind passende Schuhe. Leider gibt es gibt kein einheitliches Maßsystem für Schuhe, weder in Deutschland, noch in Europa, Amerika oder Asien. In Umrechnungstabellen werden die unterschiedlichsten Systeme nur näherungsweise mit einander verglichen. Als Bezugsgröße wird fast ausschließlich die Fußlänge herangezogen, gemessen in Inch, Zoll oder Zentimetern. Die Systeme sind nur teilweise standardisiert. Abweichungen, die sich bei verschiedenen Herstellern durch unterschiedliche Messmethoden, Fertigungsverfahren und Toleranzen ergeben, sind keine wirkliche Hilfe, sondern erschweren nur die Suche nach passgenauen Kinderschuhen. Bei der richtigen Schuhwahl sollten möglichst alle Bezugsgrößen berücksichtigt werden, das sind die Länge, Breite, Weite (Umfang des Fußes an der breitesten Stelle) und die Fußform. Leider hält sich bis heute immer noch eine Reihe von sehr irrigen „Prüfmethoden“, von denen Sie sich am besten gleich verabschieden sollten.

Die Daumenmethode – untauglich

Drücken Sie mit dem Daumen auf den Schuh, ziehen Kinder oft reflexartig die Zehen ein. Sie fühlen dann die abgewinkelten Zehen und nicht die Fußspitze.

Die Fersenmethode – untauglich

Das Kind rutscht mit dem Fuß soweit es geht nach vorne. Ist an der Ferse noch ein Finger breit Platz ist der passende Schuh gefunden. Kinderfüße sind weich und bei dem geringsten Widerstand krallen sie die Zehen. Das Ergebnis, ihr Finger passt zwischen Ferse und Schuhrand aber der Schuh nicht ihrem Kind.

Die Fragemethode - untauglich

Kinderfüße sind weich, Kinder spüren nicht, wenn Schuhe zu kurz oder zu eng sind. Das körpereigene Alarmsystem das bei Erwachsenen an diesem Punkt mit Schmerz reagiert, ist bei Kindern noch nicht voll ausgebildet.

Etwas besser ist da schon die Methode, den Fuß auf eine herausnehmbare Einlegesohle zu stellen. Sie sehen dann auf einen Blick ob der Schuh in Länge und Breite zum Fuß passt. Zumindest diese beiden Werte unterstützen sie bei der richtigen Schuhauswahl. Der Nachteil, nicht bei allen Kinderschuhen ist die Innensohle herausnehmbar.

Weiterhin können Schablonen hilfreich sein. Nehmen Sie ein Stück festen Karton und achten darauf, dass ihr Kind dabei barfuß und aufrecht auf der Unterlage steht. Dann zeichnen Sie mit einem Stift den Umriss beider Füße nach. Anschließend verlängern Sie den Zehenbereich um 15 mm in der Länge. Nutzen Sie dabei eine 1 Cent Münze, die hat exakt 15mm Durchmesser. Dann noch ausschneiden und Sie haben eine gute Schablone für den neuen Kinderschuh. Die Schablone darf sich im neuen Schuh weder wölben noch Spiel haben. Einige Fachgeschäfte bitten auch die Fuß-vermessung mit verschiedenen Geräten an, im Ergebnis gewinnen Sie damit die gleichen Werte wie mit den hauseigenen Methoden.

Breite und Spannhöhe

Zwei Parameter die wir noch gar nicht betrachtet haben, die Breite und Spannhöhe. Forscher des Instituts für Sportmedizin und Prävention der Universität Potsdam haben 20.000 Kinderfüße zwischen 2006 und 2007 vermessen. Das Ergebnis zeigte das Kinderfüße im Laufe der letzten Jahrzehnte breiter geworden sind. Daraufhin wurde das WMS-System (Weitenmaßsystem) von fünf auf sieben Weiten ausgedehnt. Doch freuen Sie sich nicht zu früh. Es gibt zwar mittlerweile Anbieter, die Kinderschuhe in verschiedenen Weiten (das ist das Umfangmaß um den Ballen) produzieren, aber erste Überprüfungen zeigten, dass auch hier - ähnlich wie bei der Länge - nicht immer verlässlich gearbeitet wird. Tatsächlich sind die Schuhe häufig alle gleich breit, dafür aber verschieden weit. Was ein wenig verwirrend klingt, bedeutet ganz einfach: Die Schuhe werden im Ballenbereich verschieden hoch gemacht und so als scheinbare Lösung für einen individuell anpassbaren Schuh auf den Markt gebracht. Tatsächlich sind sie jedoch vielfach eine Mogelpackung. Um es auf den Punkt zu bringen, es gibt keine ausgereiften Messmethoden um Breite, Spannhöhe bzw. Zehenraumbreite beim Schuhkauf zu überprüfen. Kann man denn überhaupt etwas tun, um aus diesem Dilemma herauszukommen? Ja es gibt einen Weg.

Die Lösung

Gehen Sie mit Ihrem Kind so früh wie möglich zum Podologen. Nur so können Sie rechtzeitig Fehlbelastungen erkennen und Abnützungserscheinungen entgegenwirken. In einigen Ländern ist der vorsorgliche Podologie-Check bereits Bestandteil bei Schuluntersuchungen. Deutschland hinkt auf diesem Feld noch hinterher, hinken Sie nicht mit. Bei der podologischen Untersuchung werden Gangbild, Muskelentwicklung, Füße, Haltung und die Schuhe kontrolliert. Kinderfüße sind während der Entwicklungsphase noch weich und formbar, Sie reagieren besonders schnell auf podologische Maßnahmen damit Fehlentwicklungen vermieden oder korrigiert werden. Geben Sie Ihren Kindern die Chance und die Sicherheit, auf gesunden Füßen durchs Leben zu gehen.